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Freischaffende Malerei

 

Grundsätzlich wirkt Malerei auch ohne Erklärungen und ohne Vorwissen, aber eine Erklärung schafft immer ein tieferes Verständnis. Immerhin ist die Malerei und die Kunst ein Teilgebiet der Geisteswissenschaften. 

Kunstwerke bestehen oft aus der Abbildung des immateriellen Innenlebens und der materiellen Aussenwelt. In meiner Malerei lasse ich beides sichtbar ineinander fliessen. Da die Außenwelt das sichtbare und fassbare Element ist, versteht man in meinen Bildern durch sie meistens das Thema des Gesamtbildes, da die Außenwelt eindeutiger ist als die Darstellung der immateriellen Innenwelt. Die Innenwelt dominiert aber beim Malakt die Wahrnehmung und das Aussehen der abgebildeten Außenwelt, weil ich den Fokus wie die Symbolisten, Surrealisten und Expressionisten auf das Innenleben lege. Im Unterschied wie zum Beispiel beim Realismus oder Impressionismus, wo die Abbildung der Außenwelt während des Malaktes auch von dem Fokus in der Außenwelt bestimmt wird.

Es tauchen abstrakte, gegenständliche, konventionelle, zufällige und universelle Symbole auf, die in der Anwesenheit von Lebewesen ihre Bedeutung erhalten. Gesten, Mimen, Figuren, Worte, Zeichen, Objekte, Formen, Malgestus und Farben sind manchmal symbolisch gemeint, aber manchmal nichts weiter als nur jenes was sie abbilden. Schlussendlich gibt es den Versuch, in jedem Bild einen von mir im voraus geplanten Teil objektiv zu gestalten. Der andere Teil ist für alle subjektiv, aber nicht unwahr, so als wären die Bilder wie manche Formen von Gedichten. Somit liegt die Gesamtbedeutung im Auge eines einzelnen Betrachters, auch wenn es viele Teilbedeutungen gibt, die wir alle gleich betrachten. Meine Malerei lässt sich außerdem in zwei Hauptaspekte einteilen. In den Aspekt bei dem die Figur im Raum ist und den Aspekt in dem der Raum in der Figur ist. 

 


“Menschen malen, ist nicht leicht. Stellt man sich eine alltägliche Situation vor: Es sitzt ein Straßenmusiker mit einer Geige vor einem Schaufenster, man sieht ihn spielen, Passanten gehen vorbei. Gibt es hier etwas Besonderes zu sehen? Lukasz Pethe beantwortet diese Frage mit einem „Ja“. Er malt eben diesen Musiker in Grautönen, die Welt um ihn herum in bunten Farben. Wo der Musiker scharf konturiert ist, werden die Passanten zu gesichtslosen Schemen, die sich im Bunt der Welt verlieren. Ein scheinbar klarer Gegensatz, den Pethe hier gestalterisch zum Ausgangspunkt nimmt. Es geht ihm aber keineswegs darum, diesen Bruch eines Menschen mit seiner Umwelt zu betonen und zu bewerten, sich auf eine Seite zu schlagen, sondern vielmehr darum zu fragen, wie beide Seiten miteinander zusammenhängen.  Ihn interessiert, wie das Innere des Menschen mit seiner Umwelt zusammenhängt und so gelingt es ihm schnell in seinem Bild die klare Unterscheidung zu unterlaufen. Was stellt überhaupt das Innere des Musikers dar? Weisen die scharfen Gesichtszüge des Musikers auf sein Innenleben hin und halten das äußere Chaos ab. Ist er in Not geraten und kann sich selbst nur noch in Grautönen begreifen? Hat er keinen Sinn mehr für das Bunt der Welt, obwohl er musiziert? Diese Fragen liegen nahe, aber Pethe bleibt hier nicht stehen, denn genauso gut lässt sich fragen, ob nicht das Bunt der Welt das Innenleben des Musikers beim Musizieren darstellen kann. Dann würden die scharf konturierten Gesichtszüge und sein Grau zur Umwelt. Bei Pethe ist es beides zugleich. Es auf die Formel zu bringen Innen = Außen wäre aber zu leicht, Pethe zeigt bei aller offensichtlichen Abgrenzung die Einbettung der Menschen in die Umwelt wobei klare Grenzen verschwimmen, indem innen und außen mehrdeutig werden und sich ineinander überführen lassen.

Auch in „Ruf nach der Sonne“ findet man ein scharf konturiertes Kind und eine diffus wirkende Umwelt. Diesmal sind sowohl Kind als auch Umwelt bunt, aber anders. Das Kind fast fotorealistisch gemalt, die Umwelt dagegen in diffusen Pastelltönen, die kreisförmig, fast wie ein Nimbus, den Oberkörper des Kindes umfangen, als flösse das Innen des Kindes aus ihm heraus, umschlösse es und fließe in seine Haare, dabei stellen die Haare eine Grenzregion dar, sowohl zum Kopf, als auch der Umwelt zugehörig. Pethe zeigt dies durch eine grüne Begrenzungslinie an, die notwendig wird, da sonst nicht zu entscheiden wäre, wo die Haare beginnen. Damit macht Pethe die Haare zu einer Passage des eigenen Innenlebens, das von außen auf das Kind trifft. ” Steffen Roenspieß, Philosoph

 
 
 

Der Film kann viel über die Malerei lehren, doch er kann nichts über den Stillstand des gemalten Bildes und der daraus resultierenden Stille lehren. 

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